Weltdergesundheit Logo Rgb
230403 Wdg Schmerztherapie 5

Gesundheit

Schmerztherapie: Das müssen Sie wissen

Fast jeder leidet im Laufe seines Lebens an Schmerzen – mehr als 23 Millionen Deutsche sogar an chronischen Schmerzen. Eine auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Schmerztherapie kann helfen, den Schmerz zu lindern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Doch was genau ist eine Schmerztherapie?  

Das Ziel einer Schmerztherapie ist es, mithilfe von unterschiedlichen therapeutischen Maßnahmen Schmerzen zu reduzieren. Gerade bei akuten Schmerzen greifen Betroffene zur medikamentösen Behandlung (Schmerzmittel). Doch es gibt eine Reihe von Schmerztherapien, die auch ohne Medikamente auskommen, wie zum Beispiel Physiotherapie oder physikalische Maßnahmen sowie Akupressur/Akupunktur, Psychotherapie oder Osteopathie. Insbesondere für Patienten mit chronischen Schmerzen bietet sich außerdem eine sogenannte multimodale Schmerztherapie an.

230403 Wdg Schmerztherapie

1. Medikamentöse Therapien (z.B. Schmerzmittel)

Die medikamentöse Therapie kann bei akuten und chronischen Beschwerden eingesetzt werden. Zu den typischen Medikamenten bei Schmerzen zählen:

  • Schmerzmittel (Schmerz- und Entzündungshemmer)
  • Opioide
  • Antidepressiva
  • Antikonvulsiva

Patienten mit chronischen Schmerzen ermöglicht die medikamentöse Therapie, schneller wieder aktiv zu werden und so weitere Therapiemethoden wie die Bewegungstherapie anzugehen. Außerdem empfiehlt es sich in einigen Fällen, Medikamente miteinander zu kombinieren und so eine ideale Schmerztherapie zu erreichen. Ein Beispiel: die Kombination von Schmerzmitteln und Antidepressiva. Jeder dieser beiden Medikamententypen setzt an unterschiedlichen Punkten des Schmerzgeschehens an. Somit ergänzen sie einander.

Kortisonfreie Schmerz- und Entzündungshemmer heißen „nicht steroidale Antirheumatika“, kurz NSAR. Sie werden wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung besonders bei entzündungsbedingten Schmerzen eingesetzt. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind beispielsweise Diclofenac, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. NSAR wirken zwar schmerzlindernd, Mediziner warnen allerdings vor möglichen Nebenwirkungen.

Ein weiterer Nachteil von NSAR bei der Schmerztherapie: Sind geschädigte oder gereizte Nerven die Ursache der Schmerzen, helfen nicht steroidale Antirheumatika oft kaum – daher raten Mediziner laut Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie ausdrücklich davon ab. Der wahrscheinliche Grund: Viele klassische Schmerzmittel bekämpfen Entzündungen, die jedoch häufig nicht die Ursache von Nervenschmerzen sind. Dabei stecken gerade hinter weit verbreiteten Beschwerden wie ausstrahlenden Rückenschmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in Beinen und Füßen sowie muskelkaterartigen Schmerzen oft Neuralgien (Nervenschmerzen).

Zur medikamentösen Schmerztherapie gehören auch Opioide. Diese setzen ihren Wirkstoff über einen längeren Zeitraum frei. Des Weiteren kommen Antidepressiva und Antikonvulsiva bei der medikamentösen Schmerztherapie zum Einsatz. Antidepressiva beeinflussen die Schmerzverarbeitung, indem sie die Weiterleitung von Schmerzimpulsen verlangsamen.

230403 Wdg Schmerztherapie 2

2. Physiotherapie/Bewegungstherapie

Zu den physiotherapeutischen Formen der Schmerztherapie gehören beispielsweise Wasseranwendungen, Sport- oder Ergotherapien. Auf die Schmerzpunkte angepasste Massagetherapien (siehe Akupressur/Akupunktur) können zur Verbesserung der Durchblutung sowie zur Muskelentspannung beitragen und so die Schmerzlinderung fördern.

Zu den von Experten empfohlenen Sportarten gehören:

  • Schwimmen (Wassertemperatur ca. 30 Grad Celsius)
  • Wassergymnastik (Aqua-Jogging)
  • Walking (mit Stöcken)
  • Radfahren (hohe Trittfrequenz)
  • Yoga
  • Tai Chi
230403 Wdg Schmerztherapie 6

3. Physikalische Therapie

Die physikalische Therapie umfasst Behandlungsformen wie Thermotherapie (Wärme- und Kältebehandlung), Elektrotherapie oder Ultraschall. Je nach Form der Schmerzen (akut/chronisch) kann sich entweder die Wärmetherapie oder die Kryotherapie (Kältetherapie) eher als Schmerztherapie eignen. Die Wärmetherapie wird z.B. eher bei chronischen Entzündungen und entzündlichen Zuständen der Schleimhäute oder Muskelverspannungen angewendet. Maßnahmen sind unter anderem die direkte Anwendung von warmem Moor, Körnerkissen oder Fango oder Infrarotstrahlung.

Die Kryotherapie dagegen eignet sich eher bei akuten Entzündungen oder Traumen. Besonders für die Behandlung von den Gelenken empfiehlt sich eine lokale Anwendung mit Eis (ca. minus 20 Grad Celsius). Weitere Möglichkeiten der Kältetherapie stellen Kältekammern für den ganzen Körper in trockener Luft (ca. minus 110 Grad Celsius) oder ein Eistauchbad (ca. 10 Grad Celsius) dar.

Die Elektrotherapie versucht, mit Strom die Durchblutung zu verbessern, die Muskeln zu entspannen und folglich die Schmerzen zu lindern. Die bekannteste Methode der Elektrotherapie ist die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Bei dieser Anwendung senden aufgeklebte Elektroden niederfrequente Wechselströme aus.

230403 Wdg Schmerztherapie 10

4. Akupressur/Akupunktur

Die Wirksamkeit von Akupunktur und Akupressur ist bis heute umstritten. Zwar konnte eine klinische Studie nachweisen, dass eine Nadeltherapie die Beschwerden bestimmter Schmerzkrankheiten verbessern kann (z.B. bei Kniegelenksarthrose oder Rückenschmerzen. Trotzdem kritisieren viele Experten weiterhin diese Methode, da die Theorie dahinter – die Traditionelle Chinesische Medizin – von Lebensenergien des Körpers ausgeht und nicht mit der klassischen Schulmedizin übereinstimmt.

230403 Wdg Schmerztherapie 8

5. Psychotherapie/Verhaltenstherapie

Gerade Schmerzkrankheiten stellen eine besonders hohe psychische Belastung für Betroffene dar. Und auch bei der Entstehung vieler Krankheiten haben psychosoziale Faktoren eine tragende Rolle. Daher setzen Mediziner bei der Schmerztherapie auch auf psychotherapeutische Ansätze.

Psychotherapeutische Verfahren, die innerhalb einer Schmerztherapie häufig zum Einsatz kommen, sind Entspannungsmethoden. Sie beeinflussen sowohl die Psyche als auch den Körper und dienen der Stress- und Schmerzbewältigung. Zu den typischen Verfahren gehören:

  • Autogenes Training
  • Progressive Muskelentspannung (Jacobsen)
  • Biofeedback
  • Hypnose, Meditation, Imagination, Atemtechniken
230403 Wdg Schmerztherapie 11

6. Multimodale Schmerztherapie

Vor allem bei Patienten, die an chronischen Erkrankungsformen leiden, kann die auf den Patienten abgestimmte Kombination verschiedener Therapiemethoden langfristige Erfolge erzielen. Die multimodale Schmerztherapie kann sich aus Therapieeinheiten aus dem psychotherapeutischen, physiotherapeutischen oder ergotherapeutischen Bereich zusammensetzen. Die unterschiedlichen Therapiemethoden können Einfluss auf mehrere negative Schmerzfaktoren nehmen, sodass die Therapie auch unterschiedliche Schmerzursachen angreift.

Die Elemente einer multimodalen Schmerztherapie können sich zusammensetzen aus:

  • Psychotherapie und Verhaltenstherapie (z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Biofeedback, Meditation)
  • Physiotherapie und Bewegungstherapie (z.B. Sport- oder Ergotherapie, Akupressur/Akupunktur)
  • Physikalische Therapien (Elektrotherapie, Wärmetherapie, Kryotherapie)
Weltdergesundheit Logo Weiss 1